Sonntag, 20. März 2016

CeBIT 2016 Nachlese...


Wie im letzten Jahr begonnen, finden Sie an dieser Stelle wieder den jährlichen, völlig subjektiven, bebilderten CeBit-Messebericht. Auf den kommenden Seiten gebe ich Ihnen garantiert keinen objektiven Überblick über die aktuelle Entwicklung der IT-Landschaft - sondern zeige Ihnen, was mir persönlich auf der diesjährigen "Leitmesse" der digitalen Wirtschaft aufgefallen ist.

Zunächst die gute Nachricht: Die Parktickets sind tatsächlich stabil bei € 10,- geblieben - nach dem Preisanstieg im letzten Jahr hatte ich schon mit € 14,- oder so gerechnet...
Man muß allerdings bei einem Blick auf die Plätze sagen: Hier wäre durchaus noch Platz für Ihren Reisebus gewesen. Einige entlegenere Plätze waren gar nicht erst geöffent; die ewigen Schlangen der Vergangen gibt es nicht mehr. Die Besucherzahlen sollen laut offiziellem Bericht "stabil" geblieben sein - das würde für eine Zahl im Bereich zwischen 220.000 und 230.000 Besuchern sprechen.



Mit 3.300 Ausstellern aus 70 Ländern machten die Hallen einen gut gefüllten Eindruck.
Bei näherer Betrachtung waren jedoch gerade in den Bereichen Marketing und ERP die üblichen Gigant-Stände der "big players" so groß, daß man teilweise mit dem ganzen Besuchertross minutenlang durch denselben Stand strömte. SAP hatte z.B. in einem so großen Stand, daß man teilweise nur am großzügig verlegten Parkettboden sehen konnte: "Oh, ich bin ja immer noch bei SAP"!
 Dafür wurde allerdings auch einiges gezeigt - z.B. das personalisierte Shopping-Erlebnis der Zukunft wie SAP es sich vorstellt.
Am Beispiel eines "Smoothie-Generators" konnte der Kunde auf einem interaktiven Bildschirm-Tisch Geschmacksrichtungen in Form von "Früchten" (Holzscheiben, die wahrscheinlich mit einem RFID-Chip versehen waren) kombinieren und sich dazu Gesundheits-, Nährwert- und andere Informationen anzeigen lassen. Wenn man mit dem Ergebnis zufrieden war, wurde alles an die etwas entfernt stehende "Vending Machine" übermittelt, die dann den gewünschten Drink ausgab. Nicht schlecht, das Ganze - allerdings habe ich mich im Rahmen eines "return of investements" gefragt, wie viele zehntausend Drinks verkauft werden müssen, bis man nur die Anschaffungskosten wieder "drin" hat. Hier sehe ich die Verwendung doch eher bei hochpreisigen Massenartikeln wie Automobilen oder vielleicht Unterhaltungselektronik.
















Dann waren die Scanner wieder da! Auf erstaunlich vielen Ständen wurden Scanner für Spezialanwendugen demonstriert, hier z.B. die Geräte von Zeutschel für das professionelle scannen von Büchern.


3d-Printer waren wieder ein Thema - und zwar diesmal in allen Größen. Von den üblichen Geräten - hier Ultimaker - bis zu mannshohen Geräten war alles vorhanden. Innovativ fand ich ein Gerät von formlabs, bei dem das Werkstück nicht "gedruckt", sondern "gezogen" wurde - und zwar aus einer Harz-Flüssigkeit, die mithilfe eines fokussierten Laserstrahls an den entscheidenden Stellen ausgehärtet wurde. Insgesamt offenbar ein Verfahren, das eine sehr hohe Auflösung erlaubt.

Dafür konnte man in dem Riesen-Gerät einer anderen Firma richtig große Muster erstellen...






Die karierte Mondrakete war gut und gerne 1,60 m hoch!











Am Stand von Brother gab es zwar auch einen BMW i8 zu sehen - ja gut, schön, aber nicht von Brother entwickelt...








...Interessanter war dagegen eine selbstentwickelte Datenbrille ähnlich einer "google glass", die in Form eines "head mounted displays" eine mobile Datenanzeige mit 720p für Medizin, Business oder Produktion ermöglichte.








Bei Microsoft gab es den Service-Bot...








Bei IBM ging alles sehr natürlich im Sperrholz-Look zu... man präsentierte ein IBM-gemanagetes Powerboat...









...und "social mobile commerce", was immer das genau ist...




Intel hatte ein Intel-Ufo gelandet, präsentierte ansonsten aber einen Intel-vermessenen Weinberg mit echtem falschem Wein und Intel-Sensoren für Bodenfeuchtigkeit, Klima und andere Werte...




Security war ein großes Thema, Sophos hatte sogar einen Astronauten dabei... und Blackberry warb fast ausschließlich mit secuSmart und dem Vodafone Secure Call






Personal Access-Systeme und Zeiterfassung -
Aller RFID-Sicherheitsbedenken zum Trotz zeigt sich hier mal wieder ein fester IT-Grundsatz: Wenn es bequem ist, setzt es sich durch!




Die Software-AG hatte offenbar ihren Stand vom letzten Jahr wieder mitgebracht; sogar der Offshore-Windpark war in anderer Zusammensetzung wieder zu sehen...







Die Telekom hatte nach tausenden magenta-farbenen Schirmen vom letzten Jahr nun einen einzigen, gigantischen Telekom-Schirm dabei... mit einem pulsierenden, magentafarbenen... Dings... in der Mitte!


Allerdings hatte die Telekom auch ein holografisches, durchsichtiges Riesendisplay auf polarisiertem, gebogenen Glas dabei... Wie Sie sehen, sehen Sie nichts - jedenfalls, wenn Sie von vorn schauen. Von der richtigen Seite aus sind allerdings alle Informationen verfügbar! Das war schon fast wieder cool und ein bischen "StarTrek"-mäßig...




Die Polizei war mit dem "Streifenwagen der Zukunft" da...




...und Opel präsentierte Carunity, eine "private Carsharing Lösung". Per App und spezieller Sorglos-Versicherungen soll das eigene private Auto mit anderen geteilt werden...





Amazon hatte eine eigene Cloud dabei - allerdings als Aufblas-Pavillon
Hierin wurden die Vorzüge der Amazon-Rechenzentren gepriesen, mit Datenstandort auf Kundenwunsch exklusiv in Europa oder sogar Deutschland!








Auch dei Chinesen waren wieder da: AliBaba präsentierte diesmal AliCloud, diesmal allerdings mit weniger Tamtam und einem kleineren Stand...  und Freitags nachmittags hielt sich die Euphorie dort sehr in Grenzen!



Der Heise Stand - dieses Jahr in ungewohnter Form!

Vom Design her dachte ich erst an "Erichs Lampenladen"...







Im OpenSource-Park gab es Linuxe aller Varianten und Anwendungsbereiche...










Das Thema "Telefonanlagen" hat sich erledigt - so dachte ich seit zahlreicher Soft-IP-phone-Lösungen... Agfeo sagt allerdings "Zurück in die Zukunft" und unterstreicht dies mit einem eigens mitgebrachten DeLorean aus dem gleichnamigen Film...







Aus heutiger Sicht sieht so ein DeLorean von innen doch recht altbacken aus, trotz Fluxkompensator und Ledersitzen...






Unify healthcare hatte direkt ein OP-Bett für kleinere Eingriffe dabei, wollte allerdings niemanden live operieren...




Dafür hatte ZTE eine tolle Live-Show putziger tanzender Mini-Roboter! Was immer die genau mit ZTE zu tun haben...






Putzig!


und irgendwie...

...einfach...

...asiatisch!










Was zum.... ein Leder-Laden? Keine Ahnung, wie der auf die CeBit kommt... Falsche Messe?







The Drones are here...

in Halle 16 waren die DRONEMASTERS, eine große, abgesperrte Flugfläche/Parkours für Wettbewerbe mit den Quad- und sonstigen Coptern.






Leider waren die Hauptwettkämpfe gerade vorbei, als ich in die Halle kam... schlechtes Timing!
Es waren allerdings noch einige Videos der besten Flüge zu sehen...



Es gab Drohnen in allen Größen von verschiedensten Anbietern zu sehen...











Ein Highlight war allerdings sicherlich dieser Brummer mit untergehängtem LIDAR, also einem lasergestützten Radar-System, wenn man so will...



Gut, als Privatmann hat für lasergestützte Distanzmessung selten ein echtes Anwendungsszenario...











So, das war er mal wieder, mein ganz persönlicher CeBIT-Rundgang 2016! Auf Heise.de lese ich gerade: "Die beste CeBIT jemals schließt ihre Tore!"  Nunja, klappern gehört zum Handwerk, und dieses Zitat ist dem Geschäftsführer des Branchenverbandes Bitkom entwichen. Das Messe-Management jedenfalls hält die Neuausrichtung der CeBIT für gelungen. Ich persönlich muß sagen: Schlecht war sie nicht, aber bei den alten "Consumer-CeBITs" war einfach das Herstellerinteresse an der Präsentation echter technischer Innovation größer, während man nun häufiger auf Vertriebler denn auf Techniker treffen wird...


Wie dem auch sei, ich sage mal: Auf Wiedersehen bis 2017 in Hannover!




Agent Siri, übenehmen Sie!


Es sollte ein großes Thema auf der CeBit 2016 werden: Digitale Agenten! Gemeint sind die kleinen Software-Helferlein, die einem das Leben leichter machen sollen. "Trage mir einen Termin mit Lüdecke am Mittwoch um 15:00 ein", raunen Sie in Ihr Mobiltelefon - und im Idealfall steht nach kurzer Zeit tatsächlich ein neuer Termin an der richtigen Stelle. Telefonnummern wählen, etwas nachschlagen, Bestellungen auslösen - all das sollen die digitalen Assistensysteme unkompliziert und ohne einen Blick in die jeweilige App oder auf die entsprechende Webseite leisten. Manch einer redet daher schon von der kommenden "Post-App-Phase"- also einer Marktphase, in der die Wichtigkeit einzelner Apps auf den Endgeräten schwindet und der Nutzer gar nicht mehr zwischen seinen Anbietern unterscheidet, sondern seine Wünsche nur noch in das eine, von "seinem" Anbieter/Hersteller bereitgestelle Interface spricht. In der Tat wird diese Phase die Macht der Konzerne Apple (Siri), Google (Google Now!), Samsung (S-Voive), Microsoft (Cortana) und Amazon (Prime/Echo) wieder stärken, denn nun entscheidet der Anbieter der Spracherkennung, was genau passiert, wenn der Kunde seine Befehle spricht. Ob mit Google oder mit Bing gesucht wird. Ob bei Amazon oder auf eBay nach einem Produkt gesucht wird. Ob Ihre Konzertkarten bei diesem oder jenem Veranstalter gebucht werden. "Filterbubble", könnte man sagen, allerdings diesmal ausgehend vom Software-Ökosystem, das man sich ausgesucht hat.
"Computer - wer hat die letzte Transmission gesendet?" fragte Cpt. Picard in Raumschiff Enterprise seinen Schiffscomputer. Es bleibt abzuwarten, wann wir z.B. in unseren Autos ein System haben, daß der universellen Eingabemöglichkeit eines User Interfaces gleichkommt. Technisch möglich wäre dies sicherlich - gesehen habe ich etwas derartiges allerdings auch auf der diesjährigen CeBit noch nicht. Bisher werden immer nur Einzelaufgaben gelöst.
Außerdem müssen alle Anbieter für diese kommende Phase ein wichtiges Problem noch lösen:
Wie bringe ich im Sprachdialog die gegenwärtige Haupteinnahmequelle "Werbung" zufriedenstellend unter?...


Mittwoch, 17. Februar 2016

Modemsolo, bitte!

Aussterbende Geräusche werden Musik  -  Wann haben Sie sich das letzte Mal mit einem analogen Modem bei einer Gegenstelle eingewählt? Eine elektrische Schreibmaschine mit Kugelkopf benutzt? Eine Datei auf eine 3,5-Zoll Floppy abgespeichert?
Kurzum, der Computer-Hardware-Fuhrpark der 80er und 90er Jahre hatte ganz eigene Geräusche, die künftigen Generationen vorenthalten bleiben wird.
Wer seinen Kindern nun doch noch mal etwas vom "Hightech-Klang" vergangener Zeiten vermitteln will, kann auf eine gelungene Aktion des Neo Magazin Royale (ZDF neo) zurückgreifen: Gemeinsam mit der Kultband "Fettes Brot" wurde das "Geekchester" gegründet, um den Hit "Jein" mit ca. 180 Kilo Computerschrott nachzuspielen. Flachbettscanner, Festplatte, Laufwerke und andere Geräte rattern im Takt. Das sehenswerte Video gibt es hier.
Und nun: Modemsolo, bitte!

Die nationale Cloud


Ist es vorauseilender Gehorsam oder hellseherische Fähigkeit? Der Cloudspeicher-Anbieter "Dropbox" plant jedenfalls, die Daten seiner deutschen Privat- und Unternehmenskunden nur noch in Deutschland zu speichern. Damit möchte man deutschen Vorbehalten gegen Datenspeicherung in den USA entgegen kommen. Als sei es mit hellseherischer Fähigkeit gesegnet, wurde damit das Ergebnis des Gutachtens des juristischen Dienstes des Eu-PArlaments (-> "Schnelle Kelle") gewissermaßen bereits antizipiert.

Quelle: Heise-News

Schnelle Kelle...


Das ging ja schneller als erwartet: Bereits vorgestern hat der juristische Dienst des EU-Parlaments ein Gutachten vorgelegt, in welchem er davon ausgeht, daß der neue Datenschutz-Rahmenvertrag zwischen den USA und der EU nicht mit europäischen Grundrechten und Verträgen vereinbar sei. Eigentlich sollte dieser Rahmenvertrag die gekippte "Safe-Harbour"-Regelung ersetzen, die vom europäischen Gerichtshof kassiert worden war. Gegenwärtig sind die USA nach europäischem Datenschutzrecht als "unsicheres Drittland" zu betrachten, was eine zustimmungslose Auftragsdatenverarbeitung - etwa im Rahmen eines Cloud-Services - erheblich erschwert bzw. fast unmöglich macht.
Fraglich ist, wie schnell aus diesem Gutachten Konsequenzen folgen: Strenggenommen müßte hierfür auch erst wieder jemand die Gerichtsbarkeit bemühen, um zu einem verbindlichen Urteil zu kommen. Argumentationshilfe von fachkundiger Stelle hat er nun jedenfalls.

Links:
Gutachten des jur. Dienstes
Artikel auf Heise-News

Mittwoch, 27. Januar 2016

CeBIT 2016

Liebe Blog-Leser,

die CeBIT 2016 steht vor der Tür - am 14. März ist es soweit. Dann werden in Hannover zum Thema "D!Conomy - die digitale Transformation ist da!" wieder die Tore geöffnet und als Partnerland steht dieses Jahr nicht China, sondern die Schweiz bereit. Nun ja, wenn man den Trend zum Downsizing bedenkt... vielleicht ganz passend!
Wie fast jedes Jahr habe ich auch noch 1-2 Fachbesucher-Tickets übrig. Wer sich als erstes meldet, bekommt per Ticket-Invite einen Code zugeschickt!
Bis dahin,

Ihr/Euer Jürgen Hüneborn

Sonntag, 24. Januar 2016

Sicherheitslücke bei DSL-Providern?


Im Rahmen der sog. "Störerhaftung" bei Rechtsverletzungen, die einem konkreten Internetanschluß zugeordnet werden konnten, galt es bisher als "Binsenweisheit", daß Angriffe Dritter bestenfalls hinter dem ersten Router des DSL-Providers ansetzen könnten - also z.B. durch Zugriffe auf das schlecht- oder ungeschütze WLAN des Teilnehmers oder einer Schadsoftware.
Aktuelle Erkenntnisse eines Aachener Sicherheitsforschers geben nun Anlaß, diese Sichtweise zu revidieren.

Im DSL-Net von O2 ist es Hanno Heinrichs durch Zufall gelungen, einen fremden DSL-Anschluß u übernehmen, und zwar über den "auto configuraion server" des Anbieters. Von diesem wollte er die Zugangsdaten seines eigenen Anschlusses auslesen, die O2 nicht an seine Kunden herausgibt. Dies funktionierte auch problemlos über seine zugewiesene IP-Adresse. Als jedoch einmal vergaß, die IP-Adresse nach einem Wechsel auf den aktuellen Stand anzupassen, übergab ihm der auto configuration server auch problemlos die Anschlußdaten eines völlig fremden Teilnehmers, der nun offenbar die "alte" IP hatte. Die einzige Authentifizierung erfolgte offenbar über die IP - nicht gerade eine sichere Lösung. Heinrich gelang es auf diesem Weg, mehrere fremde Anschlüsse zu übernehmen und auf deren Kosten zu telefonieren. Man muß davon ausgehen, daß in so einem Fall auch eine Teilnehmerabfrage, wie sie standartmäßig von Rechteinhabern bei Urheberrechtsverletzungen zur Durchführung der Abmahnung gestartet wird, zu falschen Ergebnissen käme.
Ob das Problem mit Stand Januar 2016 bei allen Providern restlos beseitigt ist, ist nicht ganz klar.

Quelle: Heise News